Fische erschießen?

Sonntag 13.10.2019
44° 49,90 N 013° 51,43 E Log 3317,7 0 sm
W 20,4 ° L 20° Betr. Std. 536,9 Boje
Festland Bucht Soline

Zwei der Angler hatten richtiges Durchhaltevermögen, sie sitzen heute morgen noch immer am Ufer. Ihnen ist zu wünschen, dass sie auch was gefangen haben.
Von der anderen Uferseite laden die Kirchenglocken die Menschen in die Kirche zur Sonntagspredigt ein. Das ist natürlich nur was für Frühaufsteher, für den Käpten jedenfalls ist es nichts. Der liegt nämlich noch immer im Bett.
In der Zwischenzeit erschien ein junger Mann im grauen Jogginganzug auf dem etwas maroden Steg am Ostufer und starrte aufs Wasser. Plötzlich streckte er seine zusammengepressten Arme aus und zielt damit auf die Wasseroberfläche. Es ertönt ein Knall, ähnlich wie von einer Luftpistole. Mit der rechten Hand langt er in die Tasche seiner Jogginghose und holt etwas kleines heraus. Führt wieder beide Hände zusammen und wieder ertönt ein Knall. Das wiederholt er einige male, auch in anderen Richtungen und immer auf das Wasser gerichtet. Dann sieht er sich eine Weile um, verlässt plötzlich den Steg, steigt in seinen am Ufer geparkten silbernen Kombi und verschwindet hinter den Büschen. Was wohl im Kopf von so einem Menschen vorgehen mag?

Etwas weiter vorne am Ufer, ertönt auf der gleichen Seite eine Zeitlang irgend eine Baumaschine. Danach kehrt wieder Ruhe ein und wir können dem Vogelgezwitscher lauschen. Als sich unser Boot wieder ganz sachte zum Ostufer hin dreht, fliegen dort gerade zwei Vögel mit leuchtend blauen Flügeln und bräunlich schimmernden Bauch umher. Schnell hole ich mein Fernglas. Einer der beiden Vögel ist schon weg, der andere aber fliegt gerade zu einem Baum und lässt sich dort nieder. Schwer zu erkennen, um was für eine Art es sich da handeln könnte. Von den Farben ähnlich wie ein Eisvogel, vom Schnabel aber wie ein Papagei. Leben hier welche, oder sind welche ausgebüxt?
Nach dem sehr späten Frühstück, diesmal aber an Deck in der Sonne, liegt der Käpten im Cockpit und döst schon wieder.
Am Ende der Bucht gibt es einige kleine Stege und so wie es aussieht, sind die voll belegt. Andere Boote liegen südlich an kleinen Bojen. Ist aber scheinbar eine Anlage für Einheimische. Dort ist heute auch viel los. Es wird geputzt, ausgeräumt oder man macht mit der Familie einen kleinen Bootsausflug. Viele Hundebesitzer, gönnen ihren Hunden einen Sprung ins Wasser.

Der Käpten ist auch wieder erwacht und kratzt jetzt vorne an den älteren Solarzellen den alten Lack ab.

Ich setze mich zu ihm und genieße die warmen Sonnenstrahlen die in mein Gesicht scheinen.

Ab und an halte ich ihm eine Plastiktüte hin, um den abgekratzten Lack ordnungsgemäß zu entsorgen. Danach möchte Wolfgang wieder ins Wasser, denn es ist auf 20,4° angestiegen. Ich meinerseits werde wohl mal meine Füße reinhängen. Doch soweit kommt es gar nicht. Kaum ist er im Wasser, entdecke ich neben ihm kleine durchsichtige Quallen, die aussehen wie kleine Wasserbomben (Luftballons). Sie sind, so glauben wir, harmlos. Trotzdem verzichtet Wolfgang auf das Schwimmen ums Boot und klettert gleich nach dem Waschen die Badeleiter hoch. Von wegen im Meer baden, das ist doch eine gelungene Ausrede. Dafür befindet er die Badeleiter für noch ganz brauchbar. Es müssen nur ein paar scharfe Kanten abgefeilt werden, die sich beim zusammenschieben der Sprossen im laufe der Zeit gebildet haben.
Danach gibt es Reste-Essen an Deck. Da fällt schon mal was für eine Möwe ab. Es bleibt nur nicht bei Einer. Flugs haben es auch andere gesehen und sind sofort zur Stelle. Jetzt hacken sie sich aus Futterneid auch untereinander mal an. Die Brotkrümel holen sich heute einmal ein paar Seenadeln, das konnten wir bisher noch nicht beobachten. Die Bootsnachbarn haben auch wieder gewechselt, jetzt sind wir unter Deutschen. Das Boot mit der Männercrew macht erst mal abwechselnd Übungen im Bojen fangen, bevor sie alle drei tapfer im Meer schwimmen gehen. Das andere Schiff beherbergt eine Familie mit zwei kleineren Mädchen, denen das laute Herumschreien in der Abendstille besonderen Spaß macht. Etwas später gehen die beiden Crews irgendwo in Vinkuran zum Essen. Wir sitzen wieder gemütlich an Deck und trinken einen Sundowner. Heute empfinden wir es nicht so kühl wie gestern. Vom Ufer her ertönt Folkloremusik, die sich etwas türkisch anhört.

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