Bettnässer

Montag  01. September 2014

44°32,00N   014°28,02E     Log 2007,3      0 sm
Insel Losinj,  Stadt Mali Losinj   Luft 23°  Wasser 22°   Stadthafen

Nachdem wir gestern, eigentlich schon heute, sehr müde in unsere Koje gehen wollten, noch eine üble Überraschung. Am Kopfteil von meiner Kojenseite ist es gut feucht. Es tropft aus dem Scharnier von unserer Luke. Um nachzusehen ob wir die Tropfstelle beheben können, müssten wir die Luke öffnen und das wollen wir bei dem Regen auch nicht. Also muss erst mal ein Handtuch zum Tropfwasser auffangen genügen. In der Wärme ist erst mal nicht an Schlaf zu denken. Später lässt der Regen nach und wir können endlich unsere Luke öffnen. Jetzt können wir auch einschlafen.
In den frühen Morgenstunden werden wir von einem
Gewitter geweckt. Wolfgang geht an Deck um nach dem Rechten zu schauen. Zur Sicherheit hängt er ein paar Fender um. Dann meint er, der Wind hat sich gedreht und wir sollten noch etwas weiter vom Steg weg.
Also rauf an Deck, die Festmacherleinen lockern, dann aufs Vorschiff und die Muringleine fester ziehen. Es regnet wieder, schnell huschen wir unter Deck. Nun beobachten wir noch eine ganze Weile unsere Instrumente. Es gibt wieder Böen mit 42 Knoten Wind. Heftig, heftig, gut dass wir hier sind. Eine knappe Stunde später, gehen wir wieder etwas beruhigter in unsere Koje.
Es ist schon bald Mittag als wir endlich aufstehen. Am Steg ist es auch noch recht ruhig. Doch so langsam kommt immer mal jemand von den anderen Schiffen um Brot zu kaufen, genauso wie Wolfgang.
Im Regen kommt er mit frischem Brot zurück.
Da das Wetter im Moment keinen trockenen Landgang zulässt, poliere ich halt unser Schiff unter Deck, von oben wird es ja zur Zeit  gratis mit Regenwasser vom Salz befreit.
Ständig kommen noch Segler und suchen Schutz im Hafen.
An eine Weiterfahrt ist aus Sicherheitsgründen erst mal heute und morgen nicht zu denken.
Als nächstes
nimmt sich Wolfgang die tropfende Luke in unserer Kabine vor. Am Scharnier sind zwei kleine Schrauben locker und da läuft das Wasser rein. Jetzt sollte das Übel erst mal beseitigt sein. Das gleiche gilt für die Luke im Salon, denn da hat es auch angefangen rein zu tropfen.
In einer Regenpause kommt dann der Kassierer.
Die Frau vom Nachbarboot holt ihr Geld heraus, denn sie glaubt beim Bezahlen an der Reihe zu sein. Der Kassierer unterhält sich in der zwischenzeit mit dem Herrn vom gegenüberliegenden Boot, gibt aber unser Boot in seinem Handterminal ein. Durch die Unkonzentration vom Kassierer leider falsch. Wir wollten auch heute wieder kein Wasser, sondern nur Strom. Daraufhin fragt er uns,ob wir auch  Morgen noch bleiben werden. Wolfgang bejaht. Als Deal weil er seine Eingabe angeblich nicht mehr ändern kann, will er Morgen nur den Liegeplatz, ohne Strom berechnen. Das wäre für uns dann 35 Kuna günstiger. Damit können wir leben.

Im Wetterbericht gibt es noch  immer schlecht Wetterwarnungen.
Wolfgang hört ständig gespannt Funknachrichten. Auf einmal kommt ein Mayday von Radio Split, irgendwo da draußen braucht jemand Hilfe. Näheres können wir nicht erfahren, hoffentlich ist nichts schlimmes passiert.

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Am späteren Nachmittag hat der Regen aufgehört und es ist Windstill. Deshalb machen wir jetzt einen Landgang. Ausgerüstet mit Segeljacken und Regenschirm begeben wir uns zu Lidl, um unseren vollen Sack mit Pfandflaschen abzugeben.
Mittlerweile ist auch wieder Leben in den Gassen.
Abends, heute mal etwas früher als sonst, gehen wir noch mal essen. Dort können wir von der offenen Terrasse aus, in den beeindruckenden Abendhimmel blicken.

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Später ist es sehr windig und kalt geworden und wir sind froh unsere Windgeschützten Jacken anzuhaben. Manchen Menschen scheint dieser Wind aber nicht so viel auszumachen.

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Am Hafenbecken rennt eine junge Familie mit ihren beiden kleinen Jungs auf den Steg wo die kleinen Boote festgemacht sind. Ich ahne nichts gutes. Sie fahren tatsächlich mit einem kleinen Schlauchboot aus dem Hafen. Die Kinder haben noch nicht mal eine Rettungsweste an. Mir bleibt fast das Herz stehen, wenn ich den Wellengang sehe. Draußen ist es noch deutlich schlimmer. Wie unvernünftig doch manche Menschen sind. Man kann nur hoffen, dass sie gut nachhause kommen und nicht von einer der starken Böen erfasst und umgeworfen werden.

Da es uns jetzt zu stürmisch wird, laufen wir am mittlerweile überbelegten Hafen entlang zurück zu unserem Schiff.
Dort nehme ich gerne die helfende Hand vom Käpten um aufs Boot zu gelangen.
Bei einer erneuten Bootskontrolle fällt Wolfgang auf, dass von unserem Dinghi ein Paddel lose herunterhängt. Wir müssen es herauf holen. Wolfgang tut sich schwer das Beiboot mit dem Bootshaken etwas hochzuziehen, weil viel Wasser ins Boot gelaufen ist.  Auf dem Bauch liegend fasse ich das Paddel, entriegel es und hole es nach oben. Das zweite noch feste Paddel holen wir zwischen einer kurzen Böenpause  genauso herauf und verstauen sie sicherheitshalber jetzt in der Backskiste.

Da wir noch einen neuen, guten Ersatzfender haben, pumpen wir ihn auf und Wolfgang hängt ihn zusätzlich noch an die Steuerbordseite.
Die französich, schweizerdeutsche Crew, kümmert sich sehr wenig um ihr Schiff.
Ein Nachbar gegenüber hat das auch schon bemerkt und fragt, ob sie denn überhaupt Fender auf unserer Seite dran haben.
Inzwischen ist es noch ungemütlicher geworden. Die Schiffe reiben auf beiden Seiten an den quietschenden Fendern.

Plötzlich meint Wolfgang:“ Ich muss rüber zum Nachbarboot, dort fällt gleich die Gangway ins Wasser“ und stürzt los. Kurz darauf kommt die Crew zurück. Die weiblichen Crewmitglieder tun sich sehr schwer um auf ihr Boot zu kommen.

Die Boen haben jetzt 39 Knoten Wind  erreicht. Ständig schauen die Skipper nach, ob an ihren Booten noch alles in Ordnung ist.
Einer der französischen Nachbarn klopft an unser Boot und macht uns verständlich, dass unser Generator sich in seinen Bootsleinen verfangen hat. Damit er nicht beschädigt wird, hängt Wolfgang ihn auf die andere Seite. Diese Crew kümmert sich wenigstens.

Nun folgt noch eine gute Tat  von der Crew an der Steuerbordseite. Sie hängen jetzt die äußeren Fender, die eh nicht gebraucht werden, weil neben ihnen der Steg zuende ist, auf unsere Seite um.

Es ist Unruhe an Bord. Immer und immer wieder geht Wolfgang an Deck um nach dem Rechten zu schauen. Auch auf den anderen Schiffen wird  immer wieder kontroliert, ob noch alles passt. Ich lenke mich ab und schreibe Logbuch, aber immer in alarmbereitschaft, falls mich der Käpten braucht.

Wolfgang bindet noch den Großbaum fest, dass er nicht dauernd hin und her schlägt.

Die Masten klappern und der Wind pfeift unermüdlich zwischen den Wanten. Das Meer ist aufgepeitscht, dementsprechend schaukeln auch die Schiffe hin und her.