Altes Gemäuer

Samstag 13.06.2020
45° 03,44 N 013° 37,46 E Log 3353,3 3,2 sm Boje 170 Kuna
Wasser 24° Luft 24 ° Betr. Std. 542,4
Insel Sv. Andrija (Crveni Otok die Rote Insel)

Vor dem Frühstück wollen wir erst mal an Land fahren und Brot kaufen. Die Auskunft vom Obst- und Gemüsehändler gestern, der gesagt hat, dass der Bäcker heute morgen neben seinem Stand Brot verkauft, war gelogen, denn da ist nämlich immer noch zu. Also schauen wir uns nach dem kleinen Supermarkt um. Auf den Weg dort hin sehen wir, dass neben der Straße noch viele Hauszelte mit festem Holzboden aufgebaut werden.

 

Etwas weiter vorne, so ziemlich am Anfang vom Campingplatz taucht dann der Markt auf.

An der Eingangstür hängt ein Schild dass Rucksäcke nicht mit in den Laden genommen werden dürfen. Also entscheidet Wolfgang, mit dem Rucksack vor der Tür zu warten. Innen stehen die Leute im vorgeschriebenen Abstand hintereinander. Alle die warten, und das sind einige, warten auf Brot. Da hat man genug Zeit sich etwas umzusehen. In den meisten Regalen des Supermarktes steht nichts. Beim Obst und Gemüse gibt es eine Kiste mit Zwiebeln, ein Paar braune Bananen, ein paar Äpfel und Zitronen. Auf einer Palette stehen vier Kästen Bier, ein paar Packs mit verschiedenem Wasser in zwei Größen und ein paar Limoflaschen. Von der übrigen Produktpalette die so ein Markt normalerweise vorzuweisen hat, gibt es schon einige Waren aber in geringer Menge. Ach ja, ich hatte noch nicht erwähnt, dass in der kleinen Brotabteilung selbstgebacken wird, wie bei uns im Discounter. Die haben hier aber nur zwei kleine Backöfen. Nachdem die vier Leute, die vor mir gewartet hatten dran waren, war schon wieder alles weg. Das hieß nochmal warten. Das Gebäcksortiment besteht aus kleinen Baguettes und Croissants. Ich kaufe nach der Wartezeit nur Baguettes, denn die Hörnchen dauern noch mal 20 Minuten. Das ist mir zu lange und Wolfgang hat sich vor dem Laden wahrscheinlich auch schon die Füße in den Bauch gestanden.
Tomaten und Weintrauben nehmen wir dann noch an dem kleinen Obst und Gemüsestand mit. Nun kehren wir zu unserm Boot zurück und wollen endlich Frühstücken, da kommt der Kassierer, es ist ein anderer als gestern und der verlangt von Wolfgang 154 Kuna. Da er nicht rausgeben konnte, fuhr er noch mal an Land um zu wechseln. Als er zurückkam, er kam ja wenigstens, gab er mir 40 Kuna zurück. Die anderen 6 Kuna hat er selbstverständlich als Trinkgeld behalten.

Es war dann bereits Mittag als wir zur Insel Sv. Andrija aufbrechen. Das Meer war sehr bewegt. Erst wollten wir auf der Ostseite Ankern, das wäre besser, wenn der Wind sich dreht, aber hier ist nicht so sehr viel passender Ankerplatz, also schippern wir weiter zur Westseite der Insel.
Von den sieben Bojen ist nur eine belegt, ein Motorboot ankert und sechs haben an der kleinen Mole angelegt, die damit voll ist. Wir haben an unserer Boje gerade mal festgemacht, als der Kassierer bereits mit seinem Schlauchboot angedüst kommt und fragt ob wir über Nacht bleiben wollen. Da wir das wollen sagt er, dass er nochmal wieder kommt und uns hilft, unsere Leine an der Unterseite der Boje richtig einzufädeln, denn das ist sicherer. Es dauert nicht lange und er ist wieder da und kassiert gleich noch 170 Kuna. Er sagt: „Heute Nacht könnte es Regen geben und vielleicht ein bisschen Wind aber nichts Spezielles“.
Der Wind und die Wellen wurden etwas stärker. Wolfgang möchte einen Landgang machen und will die kurze Strecke paddeln. Ich weis nicht so recht, hinüber zu kommen ist ja kein Problem, da werden wir ja schon vom Wind unterstützt, aber wie ist es beim zurück paddeln und was ist, wenn die Wellen stärker werden. Wolfgang meint nur wir schaffen das:)
Auf der Insel haben wir an der Kaimauer angelegt. Jetzt müssen wir uns entscheiden welchen Weg wir laufen wollen. Das große Hotel hat noch geschlossen. Außer uns und den Bootsbesatzungen ist kein weiterer Besucher auf der Insel. Unser Blick richtet sich auf den Kirchturm, na dann schlagen wir den Weg dahin mal ein.
Das schmiedeeiserne Tor von dem Gebäude steht etwas offen, vorsichtig treten wir ein. Im Vorraum sind zwei große Gedenktafeln an verstorbene Frauen mit deutscher Inschrift.

Gegenüber sind in einer Vitrine sechs alte Gästebücher aus den 60er Jahren ausgestellt, in denen sich deutsche Touristen verewigt hatten. Eine Eintragung war aus dem Jahre 1965, von drei jungen Mädchen, die Anfangs nicht so recht hier her wollten, dann aber vom Meer, der Sonne und der Ruhe sehr angetan waren. In einem anderen Buch war eine Bleistiftskizze, die von einer Bootsüberfahrt im Sturm berichtet, bei der viele Menschen über die Reling spuckten.
Die anderen Räume waren wegen Restaurierung nicht zugänglich.
Die Kirche war anfänglich, im 6.Jahrhundert eine Benediktinerkirche, dann eine Franziskanerkirche. Danach war sie mal kurzzeitig zu einer Zement und Kalkfabrik geworden.
Zum Schluss hat sie der Baron Johann, Georg, Ritter von Hütterott, ein österreichischer Industrieller der von 1852 -1910 gelebt hatte, erworben und zu seinem Sommerhaus gemacht. Die vielen Bäume die er damals pflanzen lies, sind noch heute eine Bereicherung für die Insel.

     

Im nördlichen Teil ist ein Kai für Fähren und Schiffe, die Hotelgäste zur Insel bringen sollen. Zur Zeit aber eher nicht.

  

   

Auf dieser Bahnlinie kann man wahrscheinlich auch nicht sehr weit fahren.

Nebenan, bei einer kleinen Anlegestelle, sammeln sich kleine weise Quallen zwischen angespültem Müll.

Zur Zeit scheinen die Möwen die Insel zu beherrschen. Sie sitzen überall, unter anderem auch auf einem alten Grabstein. Angst verspüren sie vor Menschen sowieso nicht.

 

Ein schöner Weg unter Nadelbäumen führt am Meer entlang rund um die Insel.

      

Nach unserem Rundgang gehen wir noch über den künstlich aufgeschütteten und befestigten Steg zur kleinen Nachbarinsel Maškin.

Dort entdecke ich unter einem Busch einen Fasan mit Familie. Sie dulden uns in ihrer Nähe, die Henne schaut aber schon, dass wir ihrem Küken nicht zu nahe kommen.

  

Weiter gehen wir die Stufen hoch zu dem im 19. Jahrhundert erbautem Mausoleum der Familie Hütterott. Hier hat man das Gefühl an einem magischen Ort zu stehen, an dem schon lange keiner mehr war.

  

Wieder am Kai sind alle Schiffe bis auf zwei, weggefahren.
Es ist fast windstill und das Paddeln zurück zum Schiff ist ein schöner Abschluss von unserem Inselrundgang.
Noch ein kurzes Bad im 24° warmen Meer und dann schnell heraus. Der Abendhimmel wird immer dunkler. Ein Segler kommt noch spät an und fragt ob der Kassierer schon da war.
Wir räumen an Board alles zusammen und gehen bald schlafen, denn der Wind wird wieder stärker und Gewitter kann es auch geben.

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