Der Flaschenfisch Luca

Dienstag 15.06.2021
44° 49,15 N 013° 52,14 E Log 3500,3
Wasser 22,9 ° Luft 24° Betr. Std. 565,3
Festland Bucht Paltana Werft

Laut Wolfgangs Telefongespräch gestern mit Andraŝ, hätten wir heute bis 9:00 Uhr Zeit haben sollen, bis wir zum Slippen dran sind. Zum Glück sind wir schon frühzeitig aufgestanden und beobachten seit 8:00 Uhr das Ufer. Der Segler ist bereits im Wasser, aber der Slipwagen bewegt sich keinen Meter um das Motorboot abzuholen. Ich sage zu Wolfgang: „Ich glaube wir sind schon dran, die stehen auf den Brettern und schauen in der Gegend herum als ob sie warten würden.“ Schnell hole ich den Anker auf und Wolfgang fährt gleich auf den Slipwagen zu. Andraŝ und sein Mitarbeiter haben wirklich auf uns gewartet, denn das Motorboot das auch ins Wasser sollte ist nicht fertig geworden.

Bevor das Boot gewaschen wird, spricht Wolfgang mit Andraŝ über unseren Propeller und unser Problem mit dem Tiefenmesser. Gleich ruft er einen bekannten Elektriker an der sich auskennen soll und fragt nach. Dieser will im laufe des Tages mal vorbeischauen, nur wusste er nicht wann.
Bevor die große Bootswäsche anfängt, befüllt Wolfgang noch unseren Wassertank.


Danach gehen wir erst mal was fürs Frühstück kaufen.

Auf den Weg dorthin begegnet uns ein Fisch aus Draht namens Luca, der auf einem Sockel thront, angefüllt mit Plastikflaschen in seinem Bauch. Auf der dazugehörigen Tafel steht, dass er der einzige Fisch auf der ganzen Welt ist, der gerne Plastikflaschen frisst und man doch bitte ihn füttern soll, bevor die Flaschen im Meer landen. Welch eine schöne Idee, wir hoffen dass sich viele Menschen davon leiten lassen.

An der Uferpromenade vorm Hotel ist fast nichts los, genauso wie im Laden.
Für den Fall dass der Elektriker kommt, wollen wir uns in der Nähe aufhalten. Deshalb gehen wir nur an das bewaldete Ufer neben der Werft um zu Frühstücken. Nach einer Weile glauben wir eine andere Stimme aus der Werft zu hören. Wolfgang läuft gleich rüber während ich unseren Platz warm halte. Da Wolfgang lange nicht erscheint nehme ich an, dass der Elektriker da ist.
Vorbei an meinen Füßen läuft eine kleine Eidechse zu einem Stein, findet scheinbar etwas Essbares und kaut sehr lange darauf herum. Zeit um zu beobachten habe ich ja genug.

Etwas später erscheint Wolfgang auch wieder und sagt dass der Elektriker zwar nicht gekommen ist, aber wie es voraussehbar war, ist beim Zinkanoden wechseln tatsächlich die Sicherungsschraube vom Propeller abgerissen. Diese Schraube hatten wir beim Propellerhändler schon vorsorglich bestellt, aber sie wurde leider nicht mitgeliefert. Aber auch wenn wir eine passende Schraube gehabt hätten, hätte das jetzt wenig geholfen, weil das abgerissene Gewindestück in der Propellerwelle vom Antrieb steckt und herausgebohrt werden muss. Die in dieser Situation beste Lösung ist es deshalb, ersatzweise unseren alten Propeller zu montieren, denn für den dabei verwendeten Befestigungskonus gibt es ein Sicherungsblech, das die abgerissene Sicherungsschraube überflüssig macht. Ist halt immer gut wenn man ein paar Ersatzteile dabei hat.

Bei der Gelegenheit kommt das Gespräch auch auf das Thema Abdichtgummi von unserem Antrieb. Da er laut Volvo Penta alle 7 Jahre gewechselt werden sollte, sind wir ein bisschen überfällig. Andraŝ sieht das wie die meisten auch, nicht so eng. Aber 18 Jahre sind dann doch schon eine gute Zeit, um den Gummi sicherheitshalber mal zu erneuern. Das meint Andraŝ schließlich auch und sagt, dass er das zusammen mit einem Mechaniker schon ein Paar Mal gemacht hat. Wir bräuchten dazu aber dann 2 Tage, weil es doch ziemlich aufwendig ist und er es mit dem Mechaniker zeitlich auch abstimmen muss. Wolfgang bittet ihn sich darum zu kümmern. Da bei dieser Arbeit sowieso der komplette Antrieb ausgebaut werden muss, kann dann auch die abgerissene Schraube ausgebohrt und das Gewinde sauber nachgeschnitten werden.

Nach dem Strandbesuch machen wir es uns wieder in der Werft auf den Bänken vom Lokal bequem und warten auf den E-Mann. Gegen Mittag trifft er mit einem Mitbarteiter bei uns ein.

Andraŝ erklärt ihm nochmal unser Problem. Dann gehen die Fachleute mit Wolfgang aufs Boot und machen genau das, was Wolfgang gestern auch schon getan hat und finden auch nicht mehr heraus wie er. Jetzt kann der Elektroniker nur noch ein anderes Gerät anstecken und prüfen ob es am Instrument selbst liegt oder am Geber. Das geht aber nur im Wasser. Auch das haben wir vorher schon gewusst. Morgen Früh kommt er noch mal vorbei, wenn wir wieder im Wasser sind.
Jetzt ist erst mal alles geklärt, so dass wir etwas Zeit haben um das Werftgelände zu verlasen. Wir verspüren Appetit auf ein Eis. Die Eisverkäuferin ist zwar nicht ganz so langsam wie die in den Vorjahren, aber sehr viel Lust scheint sie auch nicht zu haben. Hier wird man anscheinend nur fürs gut Aussehen bezahlt, aber wenn´s sein muss, wird auch mal ein Kunde bedient.
Der angrenzende Strand ist fast menschenleer, keine vermieteten Tretboote, Roller, Fahrräder oder sonstiges unterwegs. Auch das Glasbodenboot bleibt am Abend an der Boje hängen. Kein Ausflugsboot lässt am Abend Gäste aussteigen. Im Lokal oder in der Paltana Bar sähe es nicht anders aus, wenn sich Abends nicht noch ein paar Einheimische auf ein Bierchen treffen würden.

Als wir in die Werft zurückkommen, sind die Arbeiter längst nach hause gegangen, dafür wurde alles für die Gäste des Restaurants vorbereitet.
Wir setzen uns nieder. Andraŝ hat neues Personal. Der aufmerksame junge Kellner kommt sogleich um uns zu Bedienen. Das Essen das er uns dann bringt sieht nicht nur gut aus, sondern schmeckt auch hervorragend.

Kurzzeitig sind wir die einzigen Gäste. Da der Kellner im Moment etwas Zeit hat putzt er den Feuermelder oder gießt die Blumen in den Kästen. Solche Mitarbeiter sind sehr rar.

Jetzt kommen so nach und nach Gäste und er widmet sich wieder seiner eigentlichen Arbeit.

Wir verlassen jetzt das Lokal und klettern wieder über die Leiter auf unser Boot. Über den Köpfen der Fischer die jetzt so nach und nach aufs Meer raus fahren beginne ich mit meinem Tagebuch. Wolfgang holt sich eine Decke und schläft eine Runde im Cockpit, bis ich ihn wecke, weil die Stechbiester trotz Autan zubeißen .

Außerdem können wir eigentlich auch gleich in unsere Koje gehen, da wir heute Nacht sicher das ein oder andere Mal wegen unserer Schieflage wach werden,