Kurzstreckenmanöver

Freitag 31.07.2015   

44°34,31N   014°24,55E     Log 2170,1  0 sm

Losinj  Bucht Artaturi   Luft 28° Wasser 20°    Betr. Stunden 396,1

Meine Übelkeit gestern kam wahrscheinlich von zu viel Sonne. Ein Blick in den Spiegel ließ ein rotes Gesicht herausschauen.

Der Wind gestern Abend und in der Nacht nahm noch mehr zu und gegen 2,00 Uhr gab es noch ein Gewitter mit heftigem Regen. Dann ging auch noch ein paar mal der Ankeralarm los. Durch den Wind und die starken Böen die jetzt manchmal über 34 Knoten erreicht haben, haben wir uns von unserem Anker ständig in eine andere Richtung entfernt. Dann schauten wir natürlich sicherheitshalber nach, ob alles in Ordnung ist. Die Abstände zu den anderen Booten haben aber noch gepasst, der Anker hielt also.

In frühen Morgenstunden schauten wir noch mal nach dem Rechten. Der Abstand der anderen Schiffe war noch in Ordnung, trotz des Windes, nur unsere Kuchenbude hielt den vielen Regen nicht stand. Das Cockpit war nass, zwar nicht übermäßig, aber doch ganz schön, denn das viele Wasser lief irgendwann mal durch die Reißverschlüsse. Alles gecheckt, also wieder hinlegen und weiterschlafen.

Inzwischen hat der Regen aufgehört.

Am späten Vormittag hat sich die Lage dann etwas verändert, unser Schiff bewegte sich jetzt doch recht nahe an einer hinter uns liegenden Yacht. Der Käpten meint, “Wir müssen unseren Anker verlegen“. Da trotz des Windes einige Boote die Bucht verlassen haben ist jetzt nach vorne etwas mehr Platz. Bei mir steigt der Adrenalinspiegel, denn momentan haben wir Böen mit über 38 Knoten.

Also Lagebesprechung, denn es muss jetzt alles mit Handzeichen geschehen, reden oder sogar brüllen ist zwecklos. Versteht eh keiner. Jetzt holen wir noch unsere Jacken für schlecht Wetter aus dem Schrank und dann kann es losgehen. Jetzt schreit der Käpten aber erst noch,“ komm schnell ein Boot reibt auf uns zu“. Ich eile an Deck, sehe gerade noch wie ein kleines Motorboot mit hängendem Anker kurz vor unserer Breitseite noch die Kurve kriegt. Wir atmen erst mal auf.

Jetzt den Motor starten, ich stehe am Ruder während der Käpten vorne am Bug erst mal die Leine löst die er als Ruckdämper für die Ankerkette gestern angebracht hat. Dann holt er noch einen Teil der Ankerkette ein, bis der Schäkel über der Kettennuss ist der unsere beiden Ketten miteinander verbindet. Das heißt immer mal ein Stück mit dem Boot vorfahren und dann wieder stoppen, natürlich mit Handzeichen. Dann kommt er zurück und übernimmt das Ruder und ich gehe nach vorne. Jetzt hole ich stückchenweise den Anker hoch, Wolfgang fährt nach vorne und ich werfe den Anker erneut. Er scheint zu halten, jetzt hängt Wolfgang wieder die Leine als Ruckdämper ein. Ein Rundumblick, die Lage ist entschärft.

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Dieses Ankermanöver hat uns doch ein bisschen geschafft, deshalb trinken wir jetzt erst mal auf Mittag unseren wohlverdienten Kaffee.

Wenn man bedenkt wie viele Probleme die großen Schiffe mit dem Wind haben, ist es um so erstaunlicher, wenn man sieht wie die Kleinsten mit ihren Optimisten quer durch das Ankerfeld düsen.

Im Laufe des Tages nimmt dann der Wind etwas ab. Schiffe verlassen die Bucht und neue kommen. Baden wollen heute aber nicht viele denn die Wassertemperatur ist seit gestern von 27°auf 20° gesunken. Der Käpten will, ich nicht.

Unsere Zeit vertreiben wir mit dem einbauen des neuem, vom Käpten selbstgebauten Schrankbrettes. Das hat er furniert, es ist somit nicht von den originalen Brettern zu unterscheiden.

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Anschließend rubbelt er den abblätternden Lack von unseren Solarmodulen. Die machen uns ein bisschen Sorgen, denn die halten nicht so wie wir geglaubt haben.

Währendessen bearbeite ich unseren Mückenvorhang den ich zuhause genäht habe. Es muss noch ein Bleiband rein und er muss etwas gekürzt werden.

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So geht der Tag langsam zu Ende und der Wind nimmt auch wieder zu.

Wir sitzen jetzt noch im Cockpit und trinken die Flasche Wein von Alex. Prost.