Dienstag 11.07.2017
44°49,18 N 013°52,03 E Log 2815,9 10,9 sm
Festland Bucht Paltana Luft 30° W 27,4° Betr. Std. 460,0 Ankern 4,5 m Schlamm
Heute Nacht um 4:00 Uhr werden wir von dem vielen Wind geweckt. Ich eile nach draußen, um nach dem Rechten zu sehen. Ich war noch nicht mal richtig oben, rufe ich zu Wolfgang, “Ein Schiff ist aber sehr nahe!“ Er antwortet mir:“ der hat es schon selber gemerkt und fährt gerade weg von uns.“ In den meisten Booten ist Licht, alle schauen nach der Lage. Noch ein kurzer Rundumblick, alles gut, wir gehen wieder schlafen.
Am Morgen ist es etwas windig und unser Ausflug in die Karibik, der heute noch geplant war, fällt aus.
Ja wer kommt denn da? Elke, eine Segelyacht fährt an unserem Schiff vorbei.
Nicht vorbei fährt unser kleiner Japaner, ein kleines rotes Segelschiff, was kein Japaner ist, sondern ein slowenisches Schiff, mit einer drei Mann Crew. Dieses Schiffchen hat in seinem Segel einen großen schwarzen Punkt und deshalb nenn ich es einen Japaner. Es fällt uns immer wieder auf, weil es auch da ankert, wo wir gerade sind.
Das alte Brot das schon ein paar Schimmelflecken hat, verfüttere ich an die Fische. Die haben immer Hunger.
Bevor wir raus fahren, noch mal einen kleinen Eindruck von der Bucht.
Es ist früher Nachmittag.
Gleich außerhalb der Bucht möchte heute mal der Käpten die Segel setzten, also steuer ich. Gar nicht so einfach, denn wir haben ordentliche Wellen.
Der Käpten lobt mich und sagt ich mache das prima, lässt mich weiter fahren und macht die Segelwenden selber.
Kurz vor dem Leuchtturm, sage ich zu Wolfgang: “Guck mal da, der kleine Japaner“. Er segelt dicht an Land, wir aber wollen sicherheitshalber immer um den Leuchtturm herum fahren, außerdem können wir unter Segel so unser Ziel besser anpeilen.
Nach zweieinhalb Stunden kommen wir in der Bucht Paltana an und wer legt gerade seine Sonnenschutz über den Mast. Richtig unser kleiner Japaner, er muss kurz vor uns geankert haben.
Wir ankern mit genügend Abstand hinter drei anderen Booten. Zwei Italienern und einer deutschen Ketsch.
Das ist gut so, denn da können wir nackig im 27,4° warmen Wasser baden. Danach sitzen wir wieder im Cockpit und freuen uns, wie schön wir es doch haben. Vor uns hält kurz ein Ausflugsboot und lässt seine Badegäste noch mal eine Runde Schwimmen bevor es wieder am Kai anlegt und alle Gäste aussteigen müssen.
Gegen 19:30 Uhr verdunkelt sich der Himmel, an allen Seiten fängt es an zu blitzen.
Wir verstauen schon mal alles und bringen unsere seitlichen Verdeckteile an. Gerade fertig, da fängt es auch schon an zu regnen.
Die beiden Mannschaften von den italienischen Booten beeilen sich, um noch trocken mit dem Dinghi an Land und ins Restaurant zu kommen.
Mich fragt der Käpten, warum ich den Tisch zusammenklappe und fest mache. Na weil ich das bei Gewitter immer so mache und gehe unter Deck.
Als ich wieder nach oben gehe merke ich, dass das Gewitter heftiger geworden ist und möchte von Wolfgang die Wasserflaschen zum wegräumen haben. Der aber steht breitbeinig und ernst am Steuer und sagt:“ Gerade ist eine italienische Yacht in totaler Schräglage an uns „vorbeigeflogen“.
Das Meer hat sich aufgetan und das Wasser prescht mit 45 Knoten Wind über uns herüber. Wolfgang hat den Motor gestartet und konnte so etwas ausweichen, als das vor uns ankernde Schiff jeden Halt verloren hatte und auf uns zu kam. Alle ankernden Boote wurden durch diese Windböen mehr oder weniger versetzt. Auch unser Anker ist gerutscht, hat aber im Vergleich zu den anderen noch am besten gehalten. Wir liegen jetzt dicht an den großen Fischerbooten, die an Bojen Hängen. Ein Schlauchboot treibt mit großer Geschwindigkeit an uns vorüber. Plötzlich hebt auch unseres ab. Wolfgang schreit: “schnell zieh es her“, was ich auch tue, während er versucht unser Schiff von den anderen fern zu halten. Dicht neben uns taucht eine leere Boje auf, vielleicht können wir an ihr festmachen. Aber so schnell wie sie hier war, war sie auch schon wieder weg. Nun binde ich nach Anweisung und mit Hilfe vom Käpten das Dinghi an unserem Heck irgendwie fest. Dann hole ich noch mit Mühe, die kreuz und quer hängenden Paddel und bringe sie in der Backskiste in Sicherheit.
Währenddessen kommen in einem mini Dinghi zwei Leute über das tobende Wasser gefahren. Es ist ein Teil der Crew, von der Italienischen Yacht die sich losgerissen hat. Sie schaffen es auf ihr Boot zu kommen und es an der Boje, an der wir kurz zuvor vorbeigetrieben sind, fest zu machen. Unsere Schiffe werden herumgeschüttelt. Weiter vorne ist noch eine Yacht, wann die gekommen ist, haben wir nicht gesehen.
Gut dass ich mehr Kette reingelassen hatte als ich müsste und Wolfgang gleich am Anfang den Kettenfanghaken hin gemacht hat. Unser Anker hat sich bewährt, aber trotzdem wurde unser Boot um etwa eine Bootslänge versetzt.
Der Wind lässt etwas nach. Ich suche den kleinen Japaner. Er ist weg, wo ist er bloß? Wir entdecken ihn gekentert, weiter hinten, hängen geblieben an zwei festgemachten Motorbooten in der kleinen Marina.
Mein Gott, was ist mit den drei Menschen, die in dem Boot waren. Wolfgang sieht Leute am Steg, vermutlich wurde ihnen gleich Hilfe zu teil. Furchtbar, wenn ich nur daran denke, dass die drei jungen Leute, höchstwahrscheinlich Schutz vor dem Gewitter unter Deck, was ja sehr klein ist, gesucht haben. Dann sich bei diesem tobenden Gewitter der Anker gelöst hat und sie von den über 40 Knoten starken Böen übers Wasser geschleudert wurden, bis sie am Ende mit ihrem Boot gekentert in den Motorbooten hängengeblieben sind. Hoffentlich geht es ihnen gut.
Der Wind lässt noch mehr nach aber wir wissen, wenn er dreht und das Gewitter noch mal zurück kommen sollte, werden wir den Italienern an der Boje zu nahe kommen. Also beschließt der Käpten, Anker auf und weiter vor in der Bucht zu fahren.
Eine der Yachten die vor uns lag, steuert an uns vorbei, auf das losgerissene Dinghi zu.
Bei uns muss das schützende Verdeck aufgemacht werden, damit der Käpten sieht wo er hinfahren muss.
Bei laufendem Motor geht er aufs Vorschiff und löst den Kettenhagen, geht zurück zum Steuer und ich hole den Anker auf. Jetzt fährt er los, irgend etwas schlägt ein paar mal ans Boot, möglicherweise habe ich den Anker nicht weit genug aus dem Wasser geholt, aber das werden wir erst Morgen wissen.
Unsere Bootshaken hängen auch querab am Schiff.
Der Regen wird wieder stärker.
Nun setze ich erneut den Anker, wieder mit langer Kette und Wolfgang hängt erneut den Kettenfanghaken ein. Unterdessen versuche ich das Verdeck wieder zu schließen, aber es gelingt mir auf dem nassen, schaukelnden Schiff nicht. Erst als Wolfgang mithilft, können wir das Verdeck wieder dicht machen. Als nächstes lösen wir unser hochgezogenes, festgebundenes Dingi, hängen es am Geräteträger an und ziehen es hoch.
Nun begutachten wir die Lage. Wir sind jetzt weit genug von den anderen Schiffen entfernt. Die Ketsch hat auch erneut ihren Anker gelegt. Die beiden Italiener mit ihren abgetriebenen Schiff fahren zurück an Land.
Jetzt ziehen wir erst mal unsere tropfnassen Sachen aus und hoffen, dass das Gewitter nicht zurückkommt.
Feucht nass ist es auch in unserem Bett. Von unserer Luke hat sich eine Schraube gelockert und da wird es wohl hereinregnet haben. Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und Wolfgang macht einen Blick aus dem Lukenfenster unserer Koje. Da sieht er, dass der kleine Japaner wieder aufgerichtet und am Steg festgebunden wurde.
Unterdessen sieht der Himmel aus, als ob nichts gewesen wäre.
Kurz vor Mitternacht hat sich wieder alles beruhigt.
Der Spuk war nach etwa eineinhalb Stunden für uns vorbei.
Letztendlich können wir sagen, wir sind ein eingespieltes Team, trotzdem wünschen wir uns ein Gewitter dieser Art nicht noch mal.