Die Kettentaucher

Donnerstag 10.08.2023
44° 34,33 N 014° 24,59° E Log 15327 5,7 sm
W 26° L 25° Betr. Std. 629,7 Ankern 11 m
Insel Lošinj Bucht Artaturi

Heute Nacht um 3:00 Uhr wird Wolfgang wach, weil der Wind etwas stärker geblasen hat. Er geht nach außen und sieht nach, ob alle Boote noch genügend Abstand haben. Alles hat gepasst, die deutschen Segler sind zwar etwas näher gekommen, aber es war noch Ok. Wolfgang geht wieder ins Bett, aber nicht lange. Es dringt von außen Licht in die Koje und er sieht natürlich gleich nach. Das Licht kommt von Booten weiter draußen, die recht eng aneinander gekommen waren, so dass Einer davon seinen Anker verlegen muss. In der Dunkelheit ist das nicht so ganz einfach.

Entspannt geht er wieder ins Bett. Es hätte ja auch unmittelbar in unserer Nähe Probleme geben können.
Ich habe seltsamerweise, von alldem nichts mitbekommen.

Als ich um sieben Uhr aufstehe, bläst die Bora noch ganz schön kräftig. Da haben wir also gestern richtig entschieden, die Buchten zu wechseln.

Der Wind ist zwar nicht so stark, wie in der Warnung der Seewetterbericht angegeben, aber auch wenn es statt der möglichen Böen von 35-40 Knoten nur 20 Knoten waren, liegen wir hier deutlich ruhiger als in Liski.

Da der Wind erst am Nachmittag nachlassen soll, werden wir noch einen Tag hier verbringen, denn so spät wollen wir nicht weiterfahren.

Ursprünglich sollte es heute nach Ilovik gehen, dort gibt es zwar Bojen, aber in der Durchfahrt, wo sie verankert sind, kann es bei diesem Wind sehr ungemütlich werden.

Das Ankerfeld hier löst sich nur ganz langsam auf, etliche bleiben auch länger.

Am Nachmittag als es dann ruhiger wird, treffen schon wieder die nächsten Schiffe ein.

Mir ist schon den ganzen Vormittag aufgefallen, dass auf dem venezianischem Segler immer mal zwei Mann vorne am Anker stehen, als wollten sie weiter fahren. Dann waren sie aber wieder mal weg. Ich dachte halt so, dass sie immer mal schauen, ob ihr Anker hält.
Am frühen Nachmittag erscheint dann ein Boot von Sea Help, so eine Art Pannendienst auf dem Wasser. Einer der gelben Engel steigt auf das Segelschiff und kümmert sich gleich um den Anker. Irgendwie schafft er es den festen Anker zu bergen. Das Problem scheint aber noch nicht komplett gelöst zu sein. Der Helfer bleibt an Bord des Seglers und fährt in Begleitung des Sea Help Schiffes Richtung Mali Losinj.

Oh je, die Bucht wird voller und voller und die größten Pötte drängen immer nach vorne zwischen die kleineren Schiffe, bis sie nach zahlreichen Ankerversuchen schließlich merken, dass es so nicht geht.

Na ja, wir gehen erst mal schwimmen. Auf einmal hören wir das laute Geräusch eines Helikopters. Er fliegt über den Berg, wahrscheinlich vom kleinen Flugplatz kommend direkt über die Bucht und zwar so tief, dass er beinahe unseren Mast streift. Dann verschwindet er auf der anderen Seite hinter dem Berg, wo sich ein Armee Stützpunkt befindet. Ob er da hinfliegt weiß ich jedoch nicht.

Allerhand los heute.

Ich mach jetzt erst mal Essen, das wir im Cockpit genießen und sehen dabei „Fern.“, bzw. rundum.

Es gibt ständig was zu sehen.

Dann könnte diese Sache passieren.

Nehmen wir mal an, in einer Bucht steht ein Katamaran ziemlich mittig im Wasser. Der Skipper ruft jedes mal auf englisch, wenn ein anderer Katamaran heranfährt: „Ankern sie hier vor meinem, das ist ein guter Platz. Beim nächsten versucht er es wieder. Zwei Skipper lassen sich nicht beeindrucken und ankern wo sie wollen.

Gegen Abend fährt erneut ein Katamaran heran mit zwei Personen an Bord. Der Anker hält nicht gleich und mit der Ankerwinsch haben sie auch ein Problem. Abermals ruft der Skipper von heute Nachmittag auch zu ihnen rüber, dass bei ihm ein guter Platz wäre. Dann fährt er mit seinem Dinghi und einem seiner Crewmitglieder zu ihnen rüber, hält zwischen den beiden Rümpfen unter ihrem Ankerkasten und hilft ihnen die Ankerkette klar zu kriegen.

Dann versuchen sie es erneut und ankern an der vorgeschlagenen Stelle. Diesmal hält ihr Anker. Doch irgendein Problem scheint es doch noch zu geben, denn nach einer Weile erscheinen zwei Taucher und suchen den Grund ab. Dann fahren sie mit dem Dinghi zurück zu dem Kat. des helfenden „Platzanweisers“ und holen dort eine 16 m lange Leine ab. Jetzt begibt sich einer der beiden Taucher wieder ins Wasser, befestigt eine auf dem Grund liegende Kette an der Leine, während der andere Taucher auf dem Dinghi anfängt die Leine, Stück für Stück nach oben zu ziehen.

Nach ein paar Metern fängt er an sich zu plagen, dass man seine Kraftanstrengung bei uns an Bord hören kann.

Ganz hoch bekommt er sie aber nicht. Deshalb fahren die beiden Taucher mit der angebundenen Leine an der Kette zum Kat und nutzen dort eine Winsch oder ähnliches um die schwere Kette hochzuziehen.

Etwas später stehen die Taucher und die Skipper der beiden Katamerane am Heck vom Kat. des Helfers und unterhalten sich recht freundschaftlich, bis sich der Skipper mit dem Ankerproblem verabschiedet und mit seinem Beiboot zurück zu seinem Boot fährt.

Es ist sehr mysteriös, wie kann dieser platzanweisende Skipper wissen wo genau sich diese Kette unter Wasser befindet. Und dann hat er glücklicherweise gerade zwei Taucher an Bord, die auch nicht besonders professionell gearbeitet haben, sich aber dafür sehr gut auf seinem Boot auskennen. Ich glaube die gehören zur Crew genauso wie seine Frau Kristina und ihr Hund.

Da stinkt doch etwas sehr gewaltig gegen den Himmel, aber vielleicht habe ich auch ein bisschen zu viel Fantasie.

Die Bucht füllt sich heute deutlich mehr als gestern.

Jetzt erscheint auf dem Bojenfeld alles mehr oder weniger normal.

Im dunkeln kommt noch ein Segler an. Der deutsche hat es etwas schwer mit seinem ausgesuchten Ankerplatz in unserer Nähe. Viele Boote haben kein Ankerlicht an und sind deshalb schlecht zu erkennen. Immer wieder meldet sich einer, dass er ihrem Boot zu nahe kommt. Sie ziehen ihren Anker wieder heraus, fahren etwas rückwärts und orientieren sich mal kurz. Dann fahren sie in unsere Richtung. Das ist gut, auf unserer Steuerbordseite ist noch genug Platz. Langsam nähern sie sich, fahren neben uns etwas nach vorne, werfen ihren Anker und lassen sich zurück fallen. Wenn der Anker gegriffen hat, haben sie noch einen guten Platz gefunden.

Jetzt wird es wieder ruhig in unserer Umgebung, nur das Hundegebell am Ufer ist noch zu hören.