Windige Wasserung

Mittwoch 17.06.2015   

44°49,13N   013°51,99E     Log 2131.6    30,4 sm

Banjole  Bucht Paltana    Luft 24°   Wasser 21°     Betr. Stunden 391,2

Gestern Abend gab es Wetterleuchten und das Gewitter kam genau um Mitternacht. Jetzt müssen wir unsere Luken schließen. Nun wird es ziemlich schnell warm in unserer Koje.  Da unser Schiff jetzt auf dem Slip steht, steht es auch etwas schräg und deshalb liegen wir in unserer Koje mit dem Kopf am schmalen Fußende. Ich habe dabei immer das Gefühl, dass ich aus dem Bett rutsche. Wolfgang schläft schon, als ich auf einmal feuchte Füße bekomme. Von der Luke aus tropft es in mein Bett, nicht sehr und ich behelfe mir erst mal mit einem Handtuch als Unterlage. Jetzt versuche auch ich zu schlafen, ohne meinen Schnorchel, denn für den ist am Kopfende kein Platz mehr.
Durch das Gewitter kühlte die Luft doch ganz schön ab und Bora haben wir jetzt auch.

Heute Morgen werden wir wieder ins Wasser entlassen, bei dem Wind sind wir allerdings nicht so recht begeistert. Aber es wartet schon eine österreichische Segelyacht.
Um 7:30 Uhr bezahlt Wolfgang die Rechnung und gibt die gern genommene  Hausgemachte Wurst als Dankeschön bei Vitomir Pap ab. Pünktlich um 8:00 Uhr werden wir wieder ins Wasser entlassen. Mit etwas Gas muss Wolfgang zügig rückwärts aus dem Slip fahren.
Wegfahren werden wir heute nicht mehr, sondern ankern hier, in der Bucht.
Als ich die Ankerkette ablassen will, springt sie aus dem Ankergeschirr und läuft seitlich aus. Sofort stoppe ich und gebe dem Käpten bescheid. Bei einer kurzen Verschnaufpause des Windes, nutze ich die Gelegenheit, weil da gerade nur wenig Zug auf der Kette ist, um sie wieder in ihre richtige Position zu bringen. Bei dem Wind muss der Käpten nochmal ne Schleife drehen, bevor ich erneut den Anker auslegen kann. Beim zweiten Versuch rutscht die Kette von der Kettennuss. Zum Glück ist der Anker aber schon drinn.

Die Bora bläst mit fast 34 Knoten, das sind 7 Windstärken aus NO. Wolfgang hängt noch eine Leine an die Kette um sie etwas zu entlasten.
Das geruhsame Frühstück, das heute nach dem Slipen geplant war, fällt aus. Mein Käpten ist zwar etwas enttäuscht, aber ich möchte nicht unbedingt bei dem Geschaukel, Gas zum Kaffeekochen einschalten, deshalb gibt es nur Milch und Kekse.
U
nser Umfeld haben wir ständig im Auge und glauben, dass unser Anker etwas rutscht. Als dann auch noch unser Ankeralarm piepst, wissen wir, wir müssen mehr Kette stecken. Was wir dann auch tun.
Unter Deck knarzt unser Boot an allen Ecken und Enden.
Nun kommt ein italienischer Einhandsegler in Schlechtwetterklamotten in die Bucht gefahren und möchte hier ankern. Bei dem Wind, sehr schwierig alleine. Er lässt das Schiff laufen, geht vor an Deck um den Anker zu werfen, dabei treibt das Boot ab und kommt sehr nah an unser Schiff heran. Sein Anker hält nicht und er treibt bis vor zur Mole. Daraufhin fährt er zur Buchtausfahrt, um dort zu wenden. Nun startet er einen neuen Versuch zwischen einem Fischerboot und uns. Jetzt greift auch sein Anker. Sichtlich erleichtert greift er nun zur Flasche, zur Wasserflasche natürlich.

Die in der Bucht verteilten, an Bojen festgemachten Fischerboote, von denen es immer mehr werden, schränken den Platz zum Ankern schon erheblich ein. Hoffentlich werden das nicht noch mehr.

Samoa0153-002

Die Bora sollte gegen Mittag etwas nachlassen, aber die kennt offenbar keine Uhrzeit.

Während ich die Stellung halte, hält der Käpten einstweilen im Cockpit ein Schläfchen.

Samoa0153-001

Ein kleiner Segler verlässt mutig, oder leichtsinnig die Bucht.
Am Nachmittag scheint die Sonne und die Bora ist noch immer da.

Um uns die Zeit zu vertreiben, kommt der Käpten auf die glorreiche Idee, wir könnten doch Schäkel spleißen. Also holen wir unsere Utensilien, die wir dafür auch extra auf der Bootsmesse gekauft haben und auch endlich mal ausprobieren sollten.
Als Hilfe nehmen wir, das müssen wir ehrlicherweise sagen, das Buch zur Hand und schauen uns auch noch das Video dazu an. Danach kann es dann losgehen.

Samoa0153-004

Weil es mit dem Schäkel spleißen ganz gut funktioniert, spleißen wir gleich noch einen zweiten.
So ein Schäkel soll jetzt eine Bruchlast von über vier Tonnen haben und ist dazu noch federleicht.
An Deck hängt der Käpten dann die Schäkel in eine Klampe und zieht die beiden Enden der Leine mit Hilfe einer Zange richtig schön fest.

Beim üblichen Rundumblick fällt mir der Segler „Freelancer“ auf, der inzwischen in unserer Nähe geankert hat. Vor zwei Jahren trafen wir ihn an der Insel Silba. Das ist das Schiff mit der Sitzbank vorne auf dem Bug.
Ich trug damals meinen GTÜ-Strohhut und einer der Crewmitglieder sagte beim vorbeifahren mit seinem Dinghi im schwäbischen Dialekt „So einen hab i auh“.Wir fanden das so lustig, dass es für mich unvergesslich blieb. Habe leider nicht dran gedacht zu fragen, ob der Hutbesitzer vielleicht auch bei der GTÜ arbeitet.

So wieder zu unserem Schäkel, die Enden noch abschneiden und verschmelzen, fertig ist das Kunststück.
Wir könnten ja zu hause mal ein Auto von unseren Lieben damit abschleppen, nur mal so zum Spaß. Jetzt brauchen wir nur noch ein Opfer.


Das braucht man alles um einen Schäkel herzustellen und so sieht er dann aus.

Samoa0153-003

Die Bora hat jetzt am späten Abend auch etwas nachgelassen. Hoffentlich bleibt das so.

Viel los war in unserer Bucht heute nicht und die allabendliche Hampeltruppe am Hotel haben wir auch schon hinter uns.